Gewalt an Schulen - Auch bei uns ein Thema?
Steine fliegen über den Schulhof, täglich sieht man Schlägereien. Sogar die Polizei wird zu Hilfe geholt. So geschehen im März an der Berliner Rütli-Schule. Doch wie sieht es eigentlich vor unserer Haustür aus?

In Mühlheim am Main liegen Gymnasium, Realschule und Hauptschule direkt nebeneinander. Hier bietet sich der direkte Vergleich an. Gibt es Unterschiede im Verhalten der Schüler?
Wir haben dem Gymnasium einen ersten Besuch abgestattet.
Es ist ein schöner sonniger Tag. Wir laufen zur Schule. Dröhnende Musik und grölende Schüler empfangen uns. Bierkästen und Sektflaschen stehen herum. Ganz alltägliche Gewalt an Deutschlands Schulen? Nein, es ist der letzte Tag der schriftlichen Abitur-Klausuren. Die Schüler feiern.

Wir laufen weiter zum Schulhof. Junge Schüler knien auf dem Boden und bemalen Stoffbanner. Ein junger Mann betreut das Ganze. Wir gehen weiter. Zwei Jungen spielen an der Tischtennisplatte. Einige Schüler sitzen in der Sonne und genießen den schönen Tag.
In der Pausenhalle treffen wir auf Jürgen Hegener, Schulleiter des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Mühlheim. Zu unserem Gespräch gehen wir in die ruhige Schülerbibliothek. Auf dem Weg dorthin spricht Hegener einen jungen Schüler gezielt an: „Hast du keinen Unterricht?“ „Ich warte doch noch auf die Hausaufgabenbetreuung. Die fängt jetzt an.“, antwortet der Junge. „Na dann mal schnell.“, entgegnet Hegener streng.

Herr Hegener, Sie haben doch sicherlich die aktuellen Ereignisse in den Medien verfolgt? Was sagen Sie zu der momentanen Situation in Neu-Kölln?
Was im Moment stattfindet, ist eine pauschale Verurteilung der Rütli-Schüler. Das ist nicht in Ordnung. Die Schule wird als „Hass-Schule“ bezeichnet, so als würden alle Schüler derart auf Leute zugehen. Es gibt dort wie überall unterschiedliche Schüler.
Ist Gewalt hier an Ihrer Schule ein Thema?
Gegenwärtig gibt es keine Probleme. Hier in Mühlheim ist die Population ja auch ganz anders als in Neu-Kölln. Das war ja früher ein Arbeiterbezirk. Jetzt leben dort vor allem Immigranten, an einigen Schulen liegt der Anteil bei über 80%.
Wie sieht die Verteilung hier an der Schule aus?
Wir haben hier 720 Schüler in den Jahrgangsstufen 5.-13., 25-30 Schüler pro Klasse. Der Ausländeranteil in der Schule beträgt etwa 10-12%. Das sind etwas 3-4 Schüler pro Klasse. Tendenz etwas zunehmend. Bei uns wird das aber als eine Bereicherung gesehen. Die Schüler sprechen die Sprache gut, und um ein Gymnasium besuchen zu können, muss man ja zwangsläufig ganz andere Vorraussetzungen mitbringen. Die Immigrantenkinder leben auch mit den deutschen Kindern zusammen, treffen sich in der Freizeit, besuchen zusammen Sportvereine. Das ist ganz schön hier in Mühlheim.
Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Tipps für die Lehrer in Neu-Kölln?
Nein, dazu habe ich keine Ideen. Ich wäre der Letzte, der dazu etwas sagen könnte. Das wäre auch vorlaut. Die Pädagogen dort haben viel bessere Erfahrungen im Umgang mit ihren Schülern.
Ich bin froh, dass bei uns Verhältnisse herrschen, die Integration auch zulassen.
Es gibt natürlich mal Raufereien, da gehen wir dann aber gleich dazwischen, wenn wir etwas mitbekommen. Die beteiligten Schüler bekommen dann erst einmal eine Verwarnung. Wenn so etwas öfter vorkommen sollte, werden pädagogische Maßnahmen angewandt, Sonderaufgaben oder ähnliches. Wir können uns aber auf jeden Fall durchsetzen.
Haben Sie besondere Maßnahmen zur Gewaltprävention?
Ein konkretes Gewaltschlichtungsprogramm gibt es nicht. Das ist einfach nicht nötig.
Es gibt Vertrauens- und Verbindungslehrer. Eine Lehrerin hat das Spezialgebiet Konfliktmanagement und eine Supervisionsausbildung.

Gibt es besondere Regeln oder Verbote an Ihrer Schule? Wie steht es mit der Benutzung von Handys?
Unser Schulprogramm können Sie sich auf unserer Homepage anschauen.
Über Handys haben wir mit den Eltern gesprochen. Es gibt kein generelles Verbot, weil auch auf dem Schulweg mal etwas passieren kann, da sollen die Kinder Hilfe holen können. Im Unterricht müssen die Geräte aber ausgeschaltet werden. Wenn eines klingelt, wird es einkassiert. Beim zweiten Mal müssen dann die Eltern das Telefon abholen.
Kontrolliert werden die Handys nicht. Sollte es allerdings konkrete Hinweise auf Gewaltvideos geben, werde ich natürlich zur Aufklärung beitragen.
Würden Sie sagen, dass hier eine heile Welt herrscht?
Nein, das sicher nicht. Wir sind ja auch in der Nähe von Offenbach und Frankfurt. Eine heile Welt herrscht hier nicht, aber man kann schon sagen, dass die Kinder ganz gut aufgehoben sind.
Wie kommt es zu solchen Ausschreitungen, wie sie in Berlin passieren?
Viele Eltern haben keine Zeit für ihre Kinder. Das ist sicherlich ein Grund.
Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren?
Ich hoffe, dass die Gewalt nicht zunimmt. Die erzieherischen Ziele müssen auch weiterhin mit Nachdruck verfolgt werden. Die Ausbildung in der Schule und die Erziehung der Eltern sollten sich ergänzen. Wir erziehen die Kinder zu gewaltlosem Austragen. Ich denke, dass die junge Elterngeneration wieder mehr dazu bereit sein wird, Werte zu vermitteln.

In Mühlheim am Main liegen Gymnasium, Realschule und Hauptschule direkt nebeneinander. Hier bietet sich der direkte Vergleich an. Gibt es Unterschiede im Verhalten der Schüler?
Wir haben dem Gymnasium einen ersten Besuch abgestattet.
Es ist ein schöner sonniger Tag. Wir laufen zur Schule. Dröhnende Musik und grölende Schüler empfangen uns. Bierkästen und Sektflaschen stehen herum. Ganz alltägliche Gewalt an Deutschlands Schulen? Nein, es ist der letzte Tag der schriftlichen Abitur-Klausuren. Die Schüler feiern.

Wir laufen weiter zum Schulhof. Junge Schüler knien auf dem Boden und bemalen Stoffbanner. Ein junger Mann betreut das Ganze. Wir gehen weiter. Zwei Jungen spielen an der Tischtennisplatte. Einige Schüler sitzen in der Sonne und genießen den schönen Tag.
In der Pausenhalle treffen wir auf Jürgen Hegener, Schulleiter des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Mühlheim. Zu unserem Gespräch gehen wir in die ruhige Schülerbibliothek. Auf dem Weg dorthin spricht Hegener einen jungen Schüler gezielt an: „Hast du keinen Unterricht?“ „Ich warte doch noch auf die Hausaufgabenbetreuung. Die fängt jetzt an.“, antwortet der Junge. „Na dann mal schnell.“, entgegnet Hegener streng.

Herr Hegener, Sie haben doch sicherlich die aktuellen Ereignisse in den Medien verfolgt? Was sagen Sie zu der momentanen Situation in Neu-Kölln?
Was im Moment stattfindet, ist eine pauschale Verurteilung der Rütli-Schüler. Das ist nicht in Ordnung. Die Schule wird als „Hass-Schule“ bezeichnet, so als würden alle Schüler derart auf Leute zugehen. Es gibt dort wie überall unterschiedliche Schüler.
Ist Gewalt hier an Ihrer Schule ein Thema?
Gegenwärtig gibt es keine Probleme. Hier in Mühlheim ist die Population ja auch ganz anders als in Neu-Kölln. Das war ja früher ein Arbeiterbezirk. Jetzt leben dort vor allem Immigranten, an einigen Schulen liegt der Anteil bei über 80%.
Wie sieht die Verteilung hier an der Schule aus?
Wir haben hier 720 Schüler in den Jahrgangsstufen 5.-13., 25-30 Schüler pro Klasse. Der Ausländeranteil in der Schule beträgt etwa 10-12%. Das sind etwas 3-4 Schüler pro Klasse. Tendenz etwas zunehmend. Bei uns wird das aber als eine Bereicherung gesehen. Die Schüler sprechen die Sprache gut, und um ein Gymnasium besuchen zu können, muss man ja zwangsläufig ganz andere Vorraussetzungen mitbringen. Die Immigrantenkinder leben auch mit den deutschen Kindern zusammen, treffen sich in der Freizeit, besuchen zusammen Sportvereine. Das ist ganz schön hier in Mühlheim.
Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Tipps für die Lehrer in Neu-Kölln?
Nein, dazu habe ich keine Ideen. Ich wäre der Letzte, der dazu etwas sagen könnte. Das wäre auch vorlaut. Die Pädagogen dort haben viel bessere Erfahrungen im Umgang mit ihren Schülern.
Ich bin froh, dass bei uns Verhältnisse herrschen, die Integration auch zulassen.
Es gibt natürlich mal Raufereien, da gehen wir dann aber gleich dazwischen, wenn wir etwas mitbekommen. Die beteiligten Schüler bekommen dann erst einmal eine Verwarnung. Wenn so etwas öfter vorkommen sollte, werden pädagogische Maßnahmen angewandt, Sonderaufgaben oder ähnliches. Wir können uns aber auf jeden Fall durchsetzen.
Haben Sie besondere Maßnahmen zur Gewaltprävention?
Ein konkretes Gewaltschlichtungsprogramm gibt es nicht. Das ist einfach nicht nötig.
Es gibt Vertrauens- und Verbindungslehrer. Eine Lehrerin hat das Spezialgebiet Konfliktmanagement und eine Supervisionsausbildung.

Gibt es besondere Regeln oder Verbote an Ihrer Schule? Wie steht es mit der Benutzung von Handys?
Unser Schulprogramm können Sie sich auf unserer Homepage anschauen.
Über Handys haben wir mit den Eltern gesprochen. Es gibt kein generelles Verbot, weil auch auf dem Schulweg mal etwas passieren kann, da sollen die Kinder Hilfe holen können. Im Unterricht müssen die Geräte aber ausgeschaltet werden. Wenn eines klingelt, wird es einkassiert. Beim zweiten Mal müssen dann die Eltern das Telefon abholen.
Kontrolliert werden die Handys nicht. Sollte es allerdings konkrete Hinweise auf Gewaltvideos geben, werde ich natürlich zur Aufklärung beitragen.
Würden Sie sagen, dass hier eine heile Welt herrscht?
Nein, das sicher nicht. Wir sind ja auch in der Nähe von Offenbach und Frankfurt. Eine heile Welt herrscht hier nicht, aber man kann schon sagen, dass die Kinder ganz gut aufgehoben sind.
Wie kommt es zu solchen Ausschreitungen, wie sie in Berlin passieren?
Viele Eltern haben keine Zeit für ihre Kinder. Das ist sicherlich ein Grund.
Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren?
Ich hoffe, dass die Gewalt nicht zunimmt. Die erzieherischen Ziele müssen auch weiterhin mit Nachdruck verfolgt werden. Die Ausbildung in der Schule und die Erziehung der Eltern sollten sich ergänzen. Wir erziehen die Kinder zu gewaltlosem Austragen. Ich denke, dass die junge Elterngeneration wieder mehr dazu bereit sein wird, Werte zu vermitteln.
amnesia - 7. Apr, 09:32